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Literatur

Mike Wilson

Rockabilly

Rockabilly fing an zu graben, spät in einer Frühlingsnacht, mit einer rostigen Schaufel, im Hintergarten seines Hauses. Alles hatte einige Stunden vorher begonnen, es dämmerte, die Fenster in der Nachbarschaft erhellten sich nach und nach und das Rot am Horizont zerfloss. In einigen Häusern flackerten Fernseher, in anderen versammelten sich die Familien um den Abendtisch. Rockabilly hatte weder Familie noch Fernseher, er kniete im Wohnzimmer im Schein einer schwachen Glühbirne auf einem Haufen alter Zeitungen, seine ölverschmierten Finger nahmen ein...
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Es gibt kein absolutes Besonderes.

Rolf Bossart, Milo Rau

Es gibt kein absolutes Besonderes.

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Johannes Binotto

Der Zähmung widersprechen

Von der Zähmung zu sprechen und ihr zu widersprechen muss damit anfangen, das Wort selbst zum Reden zu bringen. »Zahm« – der rätselhafte Ausdruck geht auf dieselben sprachgeschichtlichen Wurzeln zurück wie die Wörter »Damm« und »Zimmer«. Das Zähmen, so macht die Etymologie damit bereits klar, ist ein Akt der Eindämmung, des Abscheidens und der Einpassung. Was einmal gezähmt wurde, hat seither einen klar begrenzten Ort, seine eigene Kammer, in die es fortan nicht einmal mehr eingesperrt werden muss, weil es das Zimmer in Form seiner Zähmung dauernd mit sich herumträgt. Der zahme Bär an der Leine des Schaustellers, wie man ihn noch Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Jahrmärkten vorführte, schien zwar auf dem offenen Dorfplatz zu stehen, steckte dabei aber doch eigentlich im grausamen Käfig seines Dompteurs, den dieser ebenso eng wie unsichtbar um ihn gezimmert hatte.

Noch suggestiver ist da das Französische, wo man das zahme Tier »animal privé«...

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  • Feminismus
  • Gender
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Ann Cotten

Das Schöne, Mensch, ist das nicht objektiv?

— Inwiefern bist du Kommunistin – da wir das definieren ­müssen: jemand, die überzeugt ist, dass eine von Grund auf andere Orga­nisationsform des gemeinschaftlichen Lebens den Menschen gut­tun würde, –

— Moment, ist das nicht auch ein Monarchist oder ein Sektenführer?

— Mit Fokus auf Gerechtigkeit.

— Aber die Leute sollen anders sein, ja?

— Total anders.

— Bist du nicht einfach Misanthropin?

 

––––––––––––––––––––––

 

— Nein, weil es gibt Leute, die ich sehr mag, und ich verstehe deswegen nicht, warum die meisten so dumm, oarsch und nervig sind.

— Die meisten Leute stört das nicht so sehr wie dich, wie die anderen sind.

— Ach ja? In meiner Beobachtung stört die meisten Leute alles, was anders ist als sie. Deswegen braucht es Regeln, wie man sich anständig verhält gegenüber Leuten, die man zum Großteil nicht mag.

— Du hast gerade sehr gelitten in einem Zugabteil mit zwei jungen Großmüttern, die miteinander ins Gespräch gekommen sind, während du »arbeiten« wolltest. Und...

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Durch die amerikanische Nacht
Durch die amerikanische Nacht

Mike Wilson

Rockabilly

Mein Kopf ist schwer, es kostet mich einige Mühe, die Augen zu öffnen, mein Körper ruht reglos auf dem ­Lay-z- Boy-Sessel, meine Hände reagieren nicht, bleierne Lappen, es gelingt mir, durch die Lider zu blinzeln, ich sehe verschwommene Schatten. Ich presse die Stirn gegen das Fenster und schirme das Licht mit den Händen ab, um zu sehen, was sich in der Dunkelheit des Nachbargartens abspielt. Es fällt mir schwer, aber die Augen passen sich an das Dunkel an. Rockabillys verschwitzter...
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