Nutzerkonto

Jean-Luc Nancy: Theater als Kunst des Bezugs, 1
Theater als Kunst des Bezugs, 1
(S. 91 – 100)

Jean-Luc Nancy

Theater als Kunst des Bezugs, 1

PDF, 10 Seiten

Das Theater behandelte seit jeher in der einen oder anderen Weise den Tod als Bedingung, nicht als möglichen Unfall und noch weniger als Unfall in Bezug auf ein anderes Leben. Deswegen kann man sagen, dass das Theater absolut nicht-christlich ist. Wegen dieses tragischen Kerns, der der Kern des Mythos ist und der jeden Gedanken an eine Rettung verbietet, ist es kein Zufall, dass es eine so starke Entgegensetzung des Christentums zum Theater gab. Es geht um einen Bezug, der nicht zu sich zurück kommt. Im Theater gibt es die Ausstellung des Bezugs als solchen und diese Ausstellung beinhaltet notwendig (auch wenn das nicht unbedingt in der erzählten Geschichte stattfindet) einen Bezug zum Ende des Bezugs, das heißt zum Tod.

  • Jean-Luc Nancy
  • Politik
  • Gespräch
  • Sinn
  • Theaterwissenschaft
  • Gegenwartskunst
  • Theater
  • Kontingenz
  • Technologie
  • Ökonomie
  • Teleologie

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch

Jean-Luc Nancy

Jean-Luc Nancy

(1940–2021) gilt als einer der bedeutendsten Philosophen der Gegenwart. Er lehrte bis zu seiner Emeritierung Philosophie an der Université Marc Bloch in Straßburg und hatte Gastprofessuren in Berkeley, Irvine, San Diego und Berlin inne. Sein vielfältiges Werk umfasst Arbeiten zur Ontologie der Gemeinschaft, Studien zur Metamorphose des Sinns und zu den Künsten, Abhandlungen zur Bildtheorie, aber auch zu politischen und religiösen Aspekten im Kontext aktueller Entwicklungen.

Weitere Texte von Jean-Luc Nancy bei DIAPHANES
Marita Tatari (Hg.): Orte des Unermesslichen

Das Ende der Geschichtsteleologie wird als Voraussetzung einer Reflexion über die gegenwärtigen Künste begriffen. Jedoch bleiben gerade diejenigen ästhetischen und theaterwissenschaftlichen Diskurse, die in den neuen Kunstformen eine Überwindung der Tradition sehen, teleologisch. Vielleicht ist aber dieses Ende, das wir erleben, nicht als Überwindung, Bruch, Sprengung oder Verabschiedung zu verstehen, sondern – so eine Formulierung von Jean-Luc Nancy – als Mutation unseres Bezugs zu unseren Zwecken. Das vorliegende Buch diskutiert diesen Ansatz angesichts des Verhältnisses von Kunst und Politik, der Entwicklung der Technologie und der gegenwärtigen Finanzökonomie. Es stellt die Frage, was diese Mutation für die Analyse der Theatergeschichte und der Theaterpraxis bedeutet.