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Jean-Luc Nancy: Theater als Kunst des Bezugs, 2
Theater als Kunst des Bezugs, 2
(S. 101 – 108)

Jean-Luc Nancy

Theater als Kunst des Bezugs, 2

PDF, 8 Seiten

Was geschieht im Theater? Es geschieht ein Mit, das Mit. Keine Vorstellung, Repräsentation, sondern die Darstellung des Mitseins als solches und damit die Darstellung, welche jedes Mit ist. Also nicht nur das Mit zwischen zwei Wesen, sondern, dass kein Mit zwischen zwei Wesen geschehen kann ohne ein Äußeres, einen Anderen, keinen Gott, aber eine Äußerlichkeit, eine Heterogenität. Deshalb macht das Theater so dringend ein Denken der Distanz nötig. Die Verfremdung von Brecht ist nur eine Art, uns etwas wieder bewusst zu machen, das zum Theater von Anfang an gehört. Das Theater ist die Kunst des Bezugs, das heißt die Intensivierung oder Isolierung der Beziehung als solche und zwar immer auch als Distanz. Denn ohne Distanz gäbe es keine Beziehung.

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Jean-Luc Nancy

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(1940–2021) gilt als einer der bedeutendsten Philosophen der Gegenwart. Er lehrte bis zu seiner Emeritierung Philosophie an der Université Marc Bloch in Straßburg und hatte Gastprofessuren in Berkeley, Irvine, San Diego und Berlin inne. Sein vielfältiges Werk umfasst Arbeiten zur Ontologie der Gemeinschaft, Studien zur Metamorphose des Sinns und zu den Künsten, Abhandlungen zur Bildtheorie, aber auch zu politischen und religiösen Aspekten im Kontext aktueller Entwicklungen.

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Das Ende der Geschichtsteleologie wird als Voraussetzung einer Reflexion über die gegenwärtigen Künste begriffen. Jedoch bleiben gerade diejenigen ästhetischen und theaterwissenschaftlichen Diskurse, die in den neuen Kunstformen eine Überwindung der Tradition sehen, teleologisch. Vielleicht ist aber dieses Ende, das wir erleben, nicht als Überwindung, Bruch, Sprengung oder Verabschiedung zu verstehen, sondern – so eine Formulierung von Jean-Luc Nancy – als Mutation unseres Bezugs zu unseren Zwecken. Das vorliegende Buch diskutiert diesen Ansatz angesichts des Verhältnisses von Kunst und Politik, der Entwicklung der Technologie und der gegenwärtigen Finanzökonomie. Es stellt die Frage, was diese Mutation für die Analyse der Theatergeschichte und der Theaterpraxis bedeutet.