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Joachim Krausse, Karin Krauthausen: Die Hütte träumt vom Haus
Die Hütte träumt vom Haus
(S. 245 – 266)

Joachim Krausse, Karin Krauthausen

Die Hütte träumt vom Haus

PDF, 22 Seiten

Der Architektur- und Designtheoretiker Joachim Krausse berichtet im Gespräch mit Karin Krauthausen von den Unterschieden zwischen Hütte und Haus, aber auch von R. Buckminster Fullers folgenreichen Konzepten der Ephemeralisierung (ephemeralization) und d.h. auch des Wohnhauses als industriell produzierbarem (also preisgünstigem), transportablem (also leichtem und faltbarem) Schutzbau, dessen Funktion die Kontrolle der Umweltbedingungen (environmental control) ist. Das Haus ist stabil, nicht weil es steinern ist, sondern weil das Kräftegleichgewicht stimmt, und dies lässt sich auch mit geringerem Materialeinsatz erreichen. Fullers auf geometrischen Prinzipien basierende Kuppelbauten (domes) sind die Einlösung dieser Konzepte und waren mit ihrer avancierten Technik bis in die Wohnexperimente der Gegenkultur hinein folgenreich.

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Joachim Krausse

Joachim Krausse, historian of architecture and design, is a retired professor of design theory at Anhalt University of Applied Science in Dessau, associate investigator of the Cluster of Excellence »Bild, Wissen, Gestaltung« at Humboldt-University Berlin, and since 1991 permanent collaborator of the architectural magazine ARCH+. He directed film documentaries on the history of housing and dwelling, curated exhibitions, and published widely on the work of Buckminster Fuller, e.g. Your Private Sky, R. Buckminster Fuller, 2 vols. 1999, 2001, republished 2017. He is now teaching at the MSc Program COOP Design Research at the Bauhaus Dessau.
Karin Krauthausen

Karin Krauthausen

ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und seit 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Weaving des Exzellenzclusters Matters of Activity an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Wirklichkeitsproduktion in der Literatur, die unruhigen Konstellationen zwischen Künsten und Wissenschaften und die Medien und Materialien des Entwurfs.

Weitere Texte von Karin Krauthausen bei DIAPHANES
Karin Krauthausen (Hg.), Rebekka Ladewig (Hg.): Modell Hütte

Die Hütte wird gemeinhin als spontanes und vorläufiges Gebilde verstanden, als eine Improvisation im Außenraum, aus arbiträrem Material gefügt und mit einem klaren Ziel: schnell und mit vorhandenen Mitteln einen abgetrennten Bereich zu konstituieren. So verstanden faltet die Praxis der Hütte den Raum, sie erstellt gewissermaßen eine Tasche oder eine Abteilung in ihm und ermöglicht auf diesem Weg ein relatives Innen in Differenz zu einem Außen. Eine solche temporäre Faltung des Raums kann vielfältige Funktionen haben und etwa als Unterstand, Obdach, Versteck, Lager oder Zuflucht dienen. In jedem Fall wird der Bau nur selten planvoll konstruiert. Die Hütte gründet auf einer kreativen Praxis, die nicht als solche wahrgenommen wird. In der Konsequenz bildet die Hütte keine eigene Kategorie und ist gerade darin beispielhaft: Sie liefert das Modell für die spontane Emergenz von Strukturen, die in der Folge entweder vergehen und damit ephemer bleiben oder aber eine eigene Geschichte in Natur und Kultur begründen. Dieses weit über die Architektur hinausreichende ›Modell Hütte‹ erschließen die geistes- und naturwissenschaftlichen sowie gestalterischen Beiträge des Bandes über eine Vielfalt von Diskursen, u.a. zu Wohnen in the making, Prekäre Räume, Technik des Ephemeren, Kulturelle Urszene, Erweiterte Physiologie sowie Haut und Sein.

 

Mit Beiträgen von Michel Agier, Emily Brownell, Michael Cuntz, Heike Delitz, Elmgreen & Dragset, Michael Friedman, Finn Geipel & Sabine Hansmann, Ulrike Haß, Inge Hinterwaldner, Tim Ingold, Susanne Jany & Khashayar Razghandi, Stephan Kammer, Joachim Krausse, Karin Krauthausen, Rebekka Ladewig, Stephan Pinkau, Luca Rendina, Kathrin Röggla, Anna Roethe, Samo Tomšič, Felicity Scott, J. Scott Turner.

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