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Victor I. Stoichita: Michelangelos Haut
Michelangelos Haut
(S. 33 – 51)

Victor I. Stoichita

Michelangelos Haut

Übersetzt von Marianne Koos

PDF, 19 Seiten

Die Dichotomie von Außen und Innen mit Bezug auf den menschlichen Körper ist Thema des Beitrags von Victor I. Stoichita über Michelangelos Selbstbildnis im Fresko des Jüngsten Gerichts der Sixtinischen Kapelle. Es verbildlicht ein Paradox: Im Szenario der Auferstehung des Fleisches schreibt der Künstler seine Züge einer leeren, entfleischlichten Haut ein, einer Haut ohne Körper. Haut und Gesicht werden – konträr zu patristischen Genesis-Interpretationen – äußere Gestalten, ja Oberflächen des inneren Ichs. So macht Michelangelos Selbstprojektion an prominenter Stelle die Frage nach der Art und Weise des Aufstiegs der Seele zum Thema: Ist die körperliche Hülle Merkmal des ewigen Körpers, oder gelangt der Auserwählte nur unter Verzicht auf sie zu Gott?

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Victor I. Stoichita

ist ordentlicher Professor für Kunstgeschichte der Neuzeit an der Universität Freiburg (Schweiz). Seine Forschungsinteressen sind: Bildhermeneutik, italienische und spanische Malerei der Frühen Neuzeit.

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Die Gruppe »Oberflächenphänomene« (Hg.): Mehr als Schein

Oberflächen galten und gelten gemeinhin als suspekt: Sie scheinen nur der Zier, wenn nicht gar der Irreführung zu dienen, denn der Schein, so heißt es seit jeher, trügt. Das Wesentliche dagegen – Inhalt, Bedeutung, Wahrheit – wird in der Tiefe vermutet. Der vorliegende Band diskutiert nicht das vermeintlich Defizitäre der Oberfläche, sondern das, was sie in erster Linie ist: ein ästhetisches Phänomen, das von Inhalten nicht ablenkt oder sie schmückt, sondern sie überhaupt erst prägt und ihnen sinnliche Dimension verleiht. Die Beiträge aus Filmwissenschaft, Kunstgeschichte, Literatur- und Theaterwissenschaft sind vereint durch das Forschungsinteresse an den ästhetischen und medialen Umwertungen, welche die Effekte und Erscheinungen von Oberflächen rund um die bürgerliche Episteme der Tiefe erfahren haben. Feudale Kunstwerke, antibürgerliche Avantgardebewegungen, neue Medien sowie postmoderne Theorieansätze haben je spezifische Ästhetiken und Theoreme der Oberfläche geboten, welche die Erscheinungs- und Bedeutungsvielfalt des Begriffs deutlich machen, seine Metaphorik ausloten lassen und Annäherungen an seine Komplexität ermöglichen.

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