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Stefan Rieger: Holographie
Holographie
(S. 87 – 106)

Das Versprechen der Ganzheit

Stefan Rieger

Holographie
Das Versprechen der Ganzheit

PDF, 20 Seiten

Alle zentralen Einsätze der Holographie führten schließlich dazu, dass sie auch zu einer für die Wissenschaften erkenntnisleitenden Metapher wurde. So bezog und bezieht sich die Gedächtnistheorie auf die Holographie – und zwar vor allem wegen der ›verteilten Informationsspeicherung‹, die der neuronalen Informationsverarbeitung sehr zu gleichen scheint. Das Hologramm unterliegt nicht der geometrischen Optik bzw. der perspektivischen Projektion und der damit gegebenen 1:1-Korrelation von Bild- und Objektpunkten (die für alle anderen technologischen Bilder – von der Fotografie bis zur fotorealistisch generierten Computergrafik – gilt). Vielmehr ist jeder Objektpunkt mit jedem Bildpunkt korreliert, weswegen jeder Splitter eines zerbrochenen Hologramms das gesamte Bild, wenn auch mit proportional zur Teilgröße fallender Auflösung, enthält.

  • Bildwissenschaft
  • Wahrnehmung
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  • Holographie

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Deutsch

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Stefan Rieger

ist seit 2007 Professor für Mediengeschichte und Kommunikationstheorie an der Ruhr-Universität Bochum. Er war Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich »Literatur und Anthropologie« in Konstanz und Heisenbergstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hat über Datenverarbeitung und Mnemotechnik im Barock promoviert und eine Habilitationsschrift zum Verhältnis von Medien und Anthropologie verfasst. Seine Arbeits- und Publikationsschwerpunkte sind Wissenschaftsgeschichte, Medientheorie und Kulturtechniken.

Weitere Texte von Stefan Rieger bei DIAPHANES
Stefan Rieger (Hg.), Jens Schröter (Hg.): Das holographische Wissen

Stefan Rieger (Hg.), Jens Schröter (Hg.)

Das holographische Wissen

Broschur, 200 Seiten

Inkl. Farbtafeln

PDF, 200 Seiten

Die spektakuläre Aufmerksamkeit und fast grenzenlose Verblüffung, die die ›dreidimensionalen Bilder‹ der Holographie auslösten, stehen zu ihrer Rezeptionsgeschichte im Widerspruch. Das Verfahren des ungarischen Ingenieurs und späteren Physiknobelpreisträger Dennis Gabor aus dem Jahr 1948, das zunächst nur als Verbesserung gängiger Elektronenmikroskope geplant war, erreicht das Bewusstsein der Medien- und Bildwissenschaft auf Umwegen und mit einer auffallenden Verspätung. Obgleich in den letzten Jahren verschiedene Geschichten optischer Medien sowie zahlreiche Publikationen zu Fragen der Bildwissenschaft erschienen sind, taucht in keiner dieser Publikationen die Holographie auch nur am Rande auf. Mögliche Antworten auf diesen Befund versucht der vorliegende Band zu geben – nicht zuletzt durch die Positionierung der Holographie in den Bildwissenschaften, in der Ästhetik, in Theorien der Wahrnehmung und in der Wissenschaftsgeschichte. Weil es als Geschichte einer erfolgreichen Umsetzung nicht erzählt werden kann, nimmt dieser Band die Un- und Zufälle, Parallel- und Nebenerfindungen sowie die sonderbare Eigenzeit des Phänomens mit seinen Unterbrechungen und Latenzen in den Blick.