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Christian Kassung: Holophonie
Holophonie
(S. 107 – 121)

Ein Synchronisationsproblem zweier Medien

Christian Kassung

Holophonie
Ein Synchronisationsproblem zweier Medien

PDF, 15 Seiten

Der Bruch mit der Perspektive als dem anthropologischen Paradigma der Wahrnehmung im Allgemeinen und der des Bildes im Besonderen ist mit dem epistemologischen Feld verbunden, aus dem sie hervorgeht: Die Holographie wurzelt in der Wellenoptik, jener Beschreibung des Lichts – schon von Christiaan Huygens im 17. Jahrhundert vermutet und Anfang des 19. Jahrhunderts von Thomas Young experimentell bewiesen –, in der das Licht nicht mehr, wie in der geometrischen Optik, die auch dem Paradigma der Zentralperspektive zugrunde liegt, als Bündel gerader Strahlen, sondern als transversale Wellenfront beschrieben wird. Die Holographie bezeichnet das technische Verfahren, durch die Aufzeichnungen von Interferenzen zwischen einem Objekt- und einem Referenzstrahl desselben kohärenten Lichts Wellenfronten zu rekonstruieren. Das so ermöglichte holographische Wissen hat allerdings einen Geltungsbereich, der die reine Optik weit hinter sich lässt. Wie schon der Ausdruck ›Wellenfront‹ nahelegt, kann es auch für andere Wellenformen als die des Lichts, z. B. für die des Schalls nutzbar gemacht werden.

  • Holographie
  • Wissenschaftsgeschichte
  • Bildwissenschaft
  • Wahrnehmung
  • Mediengeschichte
  • Medienwissenschaft

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Deutsch

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Christian Kassung

ist Professor für Kulturtechniken und Wissensgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied am Helmholtz-Zentrum für Kulturtechniken. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Wissens- und Kulturgeschichte der Naturwissenschaften, v.a. der Physik, und die Geschichte und Praxis technischer Medien. 

Weitere Texte von Christian Kassung bei DIAPHANES
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Broschur, 200 Seiten

Inkl. Farbtafeln

PDF, 200 Seiten

Die spektakuläre Aufmerksamkeit und fast grenzenlose Verblüffung, die die ›dreidimensionalen Bilder‹ der Holographie auslösten, stehen zu ihrer Rezeptionsgeschichte im Widerspruch. Das Verfahren des ungarischen Ingenieurs und späteren Physiknobelpreisträger Dennis Gabor aus dem Jahr 1948, das zunächst nur als Verbesserung gängiger Elektronenmikroskope geplant war, erreicht das Bewusstsein der Medien- und Bildwissenschaft auf Umwegen und mit einer auffallenden Verspätung. Obgleich in den letzten Jahren verschiedene Geschichten optischer Medien sowie zahlreiche Publikationen zu Fragen der Bildwissenschaft erschienen sind, taucht in keiner dieser Publikationen die Holographie auch nur am Rande auf. Mögliche Antworten auf diesen Befund versucht der vorliegende Band zu geben – nicht zuletzt durch die Positionierung der Holographie in den Bildwissenschaften, in der Ästhetik, in Theorien der Wahrnehmung und in der Wissenschaftsgeschichte. Weil es als Geschichte einer erfolgreichen Umsetzung nicht erzählt werden kann, nimmt dieser Band die Un- und Zufälle, Parallel- und Nebenerfindungen sowie die sonderbare Eigenzeit des Phänomens mit seinen Unterbrechungen und Latenzen in den Blick.