Nutzerkonto

Eric J. Engstrom: Die Ökonomie klinischer Inskription
Die Ökonomie klinischer Inskription
(S. 219 – 240)

Zu diagnostischen und nosologischen Schreibpraktiken in der Psychiatrie

Eric J. Engstrom

Die Ökonomie klinischer Inskription
Zu diagnostischen und nosologischen Schreibpraktiken in der Psychiatrie

PDF, 22 Seiten

Eine Analyse von Aussageweisen führt auf spezifische historische Materialitäten der Schrift: Die Klassifikation von psychischen Erkrankungen etwa war maßgeblich vom Schreiben auf losen Zetteln bzw. Karten geprägt. Die Nosologie, die der Psychiater Emil Kraepelin erfunden hat, bildete nicht einfach biologische Tatsachen ab. Sie trug ökonomischen Forderungen Rechnung, wenn sie eine Prognose des Krankheitsverlaufs einschloss und Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit und die Kosten für die Heilung bzw. Pflege abzuschätzen erlaubte; sie war Grundlage einer effizienten Auslastung von medizinischen Infrastrukturen, weil sie Kriterien für eine Verlegung von Erkrankten in Pflegeheime an die Hand gab; und sie initiierte das quantitative und statistische Forschungsprogramm der modernen, naturwissenschaftlich orientierten Psychiatrie. Entwickelt wurde diese Nosologie im Zuge der klinischen Arbeit mittels Zählkarten, die eine statistische Durchdringung der Fälle ermöglichten, einen synoptischen Überblick gewährten und somit die Voraussetzung für eine Klassifikation schufen.

  • Experiment
  • Psyche
  • Aufzeichnungspraktiken
  • Medienwissenschaft
  • Medizingeschichte
  • Psychiatrie
  • Neurowissenschaften
  • Wissensgeschichte
  • Wissenschaftsgeschichte
  • Mediengeschichte

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch

Eric J. Engstrom

ist freier wissenschaftlicher Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München und arbeitet am Institut für Geschichte der Medizin der Humboldt-Universität zu Berlin.

Cornelius Borck (Hg.), Armin Schäfer (Hg.): Psychographien

Cornelius Borck (Hg.), Armin Schäfer (Hg.)

Psychographien

Broschur, 352 Seiten

PDF, 352 Seiten

Die Psyche ist zum Inbegriff von Eigentümlichkeit und Identität des Menschen geworden, gleichwohl sie tief in neuroanatomischen Strukturen, biochemischen Prozessen und genetischen Dispositionen verankert ist und einem ständigen historischen Wandel unterliegt.

Dieser Band schreibt die Geschichte dieser permanent unruhigen Differenz als Teil einer allgemeinen Mediengeschichte: Handschrift und elektrische Schaltungen, Film und Rechenmaschinen, Literatur und Institutionen haben das Verständnis der Psyche maßgeblich geprägt. So erweist sich, dass sich die Psyche nicht von ihrer Erforschung abtrennen lässt, die dasjenige, was sie beschreibt, mit erzeugt: Es sind die Mächte der Medientechnologie, der Verwaltung und der Phantasmen, die den Anschein erwecken, dass der Mensch ein beseeltes Wesen sei.

Inhalt