Nutzerkonto

Michael Niehaus: Zufallsbeispiel. Überlegungen zu Friedrich Theodor Vischers »Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen«
Zufallsbeispiel. Überlegungen zu Friedrich Theodor Vischers »Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen«
(S. 97 – 121)

Michael Niehaus

Zufallsbeispiel. Überlegungen zu Friedrich Theodor Vischers »Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen«

PDF, 25 Seiten

Friedrich Theodor Vischers voluminöse Ästhetik stellt die paradoxe Frage, ob es zufällige Beispiele für den Zufall geben kann. Will man den Zufall gegen Hegels System etablieren, hilft nur eine Kaskade von Beispielen. Ihre Auswahl unterliegt ungesagten oder gar unbewussten Kräften. Was Hegel eine wesentliche Weltordnung genannt hat, gerät bei Vischer in Verdacht, durch einen dazwischentretenden Zufall – als Gegenbeispiel – gestört oder gar verunmöglicht zu werden. Schlechtes Wetter und tückische Objekte, ein Schneesturm oder rostige Waffen können jeder geschichtlichen Großtat schnell ein Ende bereiten. Die Wirklichkeit selbst scheint ein unendliches Reservoir von Beispielen dafür zu sein, dass jede systemische Notwendigkeit im Zufall ihre Grenze findet und der Freiheit ihren Raum eröffnet. Komisches und Hässliches klopfen an die Tür der Denksysteme; die Beispiele für den Zufall infiltrieren den ästhetischen Diskurs.

  • Archiv
  • Paradigma
  • Jacques Derrida
  • Giorgio Agamben
  • Diskursanalyse
  • Beispieltheorie
  • Germanistik
  • Literaturwissenschaft
  • Michel Foucault
  • Rhetorik

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch

Michael Niehaus

Michael Niehaus

ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur – Intermedialität/Interkulturalität an der TU Dortmund. Seine Arbeitsschwerpunkte sind unter anderem Literatur und Institution, Erzählliteratur des 19. bis 21. Jahrhunderts und intermediale Narratologie

Weitere Texte von Michael Niehaus bei DIAPHANES
Christian Lück (Hg.), Michael Niehaus (Hg.), ...: Archiv des Beispiels

Beispiele zu geben ist eine fundamentale und unverzichtbare Praxis wissenschaftlicher Diskurse. Höchst unklar aber ist ihr theoretischer Status: In Hinblick auf allgemeine Gesetzmäßigkeiten, Begriffe und Sachverhalte scheint das Beispiel sekundär und austauschbar zu sein. Andererseits kann ein ›schlagendes‹ Beispiel ganze Argumentationen zu Fall bringen. Es ist Moment einer Praxis, die ihrerseits zu vertraut und zu verstreut ist, um selbst auf den Begriff gebracht werden zu können. Wissenschaft und Philosophie sind weitgehend blind für ihren Beispielgebrauch geblieben. Erst in jüngster Zeit wird dem zeitgenössischen Denken deutlich, dass mit dem Beispiel etwas auf dem Spiel steht. Im Anschluss an diese Erkenntnis fragen hier Forscher unterschiedlicher Disziplinen, jeweils von einem Beispiel ausgehend, ob und wie eine Diskursanalyse und damit eine Wissenschaft des Beispiels möglich ist. Es handelt sich um Vorarbeiten und Überlegungen zur Datenbank ›Archiv des Beispiels‹, die der systematischen Erfassung und Erforschung aller Beispiele dient.

Inhalt