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Christian Lück: Der Löwe und die Domestiken
Der Löwe und die Domestiken
(S. 253 – 279)

Christian Lück

Der Löwe und die Domestiken
Wie Evolutionsbiologen mit Beispielen und Beispielwissen über Vergangenheit und Zukunft streiten

PDF, 27 Seiten

Kein Beispiel ist ein natürliches. Das lässt sich gerade an naturwissenschaftlichen Diskursen, wie dem des Artensterbens, zeigen. Der Beitrag rekonstruiert, wie der Biologe Raymond P. Coppinger und der Anglist Charles Kay Smith den einschlägigen Beispiel-Gebrauch kritisieren. Im Zentrum steht Leo, der Löwe, dessen Karriere als Beispiel für eine Art, die fit ist für die rapiden Veränderungen ihrer Lebensbedingungen, in der Epoche der Domestikation zu Ende geht. Wo um Beispiele gestritten wird, ist ein Paradigmenwechsel nicht fern. Lück öffnet die diskurstheoretisch problematischen Thesen von Coppinger und Smith auf neueste kulturwissenschaftliche Ansätze, die den Menschen nicht mehr als allein handelndes Wesen behandeln, sondern seine Domestikation als ein evolutionäres Geschehen ohne zähmendes und züchtendes, ohne souverän handelndes Subjekt auffassen.

  • Giorgio Agamben
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Christian Lück

Christian Lück

hat Literaturwissenschaft, Philosophie und Linguistik studiert, war Mitarbeiter am Lehrstuhl von Manfred Schneider, bevor er 2010 zum Lehrstuhl von Michael Niehaus an die TU Dortmund wechselte. Er promoviert zum Thema Rechtsbegründung in der historischen Rechtsschule und Literatur der Romantik. Weitere Interessen sind die Beziehung von Kultur und Staat in Industriegesellschaften, Theorien der Gewohnheit und zweiten Natur, die Verwaltung der Zeit. Er ist Mitbetreiber und Entwickler des Archivs des Beispiels.

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Beispiele zu geben ist eine fundamentale und unverzichtbare Praxis wissenschaftlicher Diskurse. Höchst unklar aber ist ihr theoretischer Status: In Hinblick auf allgemeine Gesetzmäßigkeiten, Begriffe und Sachverhalte scheint das Beispiel sekundär und austauschbar zu sein. Andererseits kann ein ›schlagendes‹ Beispiel ganze Argumentationen zu Fall bringen. Es ist Moment einer Praxis, die ihrerseits zu vertraut und zu verstreut ist, um selbst auf den Begriff gebracht werden zu können. Wissenschaft und Philosophie sind weitgehend blind für ihren Beispielgebrauch geblieben. Erst in jüngster Zeit wird dem zeitgenössischen Denken deutlich, dass mit dem Beispiel etwas auf dem Spiel steht. Im Anschluss an diese Erkenntnis fragen hier Forscher unterschiedlicher Disziplinen, jeweils von einem Beispiel ausgehend, ob und wie eine Diskursanalyse und damit eine Wissenschaft des Beispiels möglich ist. Es handelt sich um Vorarbeiten und Überlegungen zur Datenbank ›Archiv des Beispiels‹, die der systematischen Erfassung und Erforschung aller Beispiele dient.

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