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David Wills: Automatisches Leben, also Leben
Automatisches Leben, also Leben
(S. 15 – 30)

David Wills

Automatisches Leben, also Leben

PDF, 16 Seiten

Dieser Aufsatz nimmt eine Untersuchung der berühmten Bemerkung aus dem Frühwerk René Descartes′: »so trete auch ich […] maskiert hervor (sic ego […] larvatus prodeo)«, sowie von Stellen aus dem Buch Genesis zum Anlass, eine Reihe von Fragen über die autobiographische Formierung des Subjekts (später res cogitans oder denkendes Selbst) als Funktion des von mir so genannten »automatischen Lebens« zu stellen. Ein solches Selbst, ob es sich nun um Geist, rudimentäres »ego«, um einen Hominiden oder um eine larvenhafte Lebensform handelt, wird durch Maskierung oder Prothetisierung konstituiert. Dies meint eine ursprüngliche Übernahme von Formen des Technologischen oder des Artifiziellen. Im Gegenzug wird Autobiographie nicht schlicht als Niederschrift des Lebens eines Selbst aufgefasst, sondern als eine graphische Automation oder Inanimation, die dem Leben vorangeht, ja es sogar verursacht.

  • Maskierung
  • Automatisches Leben
  • Autobiographie
  • Descartes

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David Wills

ist Professor für Romanistik (Französisch) und Anglistik an der State University New York in Albany. Er arbeitet schwerpunktmäßig zu Fragen des Verhältnisses von Mensch und Technik.

Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 4

Machen Medien Menschen und andere? So ließe sich die Kernfrage eines Mediendenkens fassen, das auf den formierenden Charakter medientechnischer Apparaturen abhebt. In Donna Haraways »Cyborg Manifesto« von 1985 kam diese Frage zu ihrem Bild: Cyborgs tauchen, so Haraway, immer dann auf, wenn die Grenze zwischen Maschine und Mensch oder Tier und Mensch porös zu werden droht. Seitdem
haben sich sowohl auf dem Gebiet der Technik als auch auf dem der Theorie die Grenzen weiter verschoben: Nicht-menschliche Wesen wurden von den Science Studies als Akteure (wieder)entdeckt, Computerprogramme werden nach lebendigen Prozessen modelliert, und VertreterInnen der Animals Studies fordern Menschenrechte für Tiere. Der Antihumanismus des 20. Jahrhunderts war von einem kritischen Impetus
gegenüber der Machtblindheit des abendländischen Humanismus geprägt und befragte Differenzsetzungen (Natur/Kultur, Frau/Mann, Tier/Mensch) hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Ein- und Ausschlusseffekte. Aktuelle anti-speziezistische Philosophien hingegen analysieren nicht länger die (mediale) Produktion von Differenzen, sondern feiern die Grenzüberschreitung hin zum Tier und zur Maschine als neue ontologische Stufe. Der Schwerpunktteil der Zeitschrift für Medienwissenschaft 4 setzt sich mit möglichen Konsequenzen dieser Negation von Differenz für die Konzeption des Menschen als Spezies unter anderen und als homo faber, der mit (Medien)Techniken operiert und manipuliert, auseinander.

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