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Wladimir Velminski: Psichon
Psichon
(S. 64 – 71)

Wladimir Velminski

Psichon
Das Medium der Sowjetmacht

PDF, 8 Seiten

Der Artikel entdeckt in Hypnose-Sendungen des Russischen Fernsehens der 1990er Jahre deren Genealogie in einer Geschichte sovietischer Experimentalkultur im Feld des Elektromagnetismus. Bereits die russischen Reflexologie hatte, als biologische Kommunikation, Biologičeskaja svjaz′ dejstvuet, Möglichkeiten einer transmaterialen Übertragungen von Gedanken in Erwägung gezogen. Im Hiatus von Materialität und Immaterialität, in Modellen der Übertragung durch Strahlenenergie, Radiowellen, elektromagnetischen Felder, erweisen sich Experimente sovietischer Neurophysiologie, ebenso wie die der sovietischen Avantgarden und der physiologischen Kybernetik als Vorläufer der Medienwissenschaft. In dem Maße, wie solche Modelle politische Utopien realisieren sollten, gehören sie, konkreter , auch zur Wissens- und Politikgeschichte der Massenmedien.
  • Elektromagnetismus
  • Telepathieforschung
  • Kybernetik
  • Russland
  • Kommunismus

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Wladimir Velminski

Wladimir Velminski

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Slavischen Seminar der Universität Zürich, Research-Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie an der Bauhaus Universität Weimar sowie assoziierter Mitarbeiter am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin im Projekt »Das technische Bild«.

Weitere Texte von Wladimir Velminski bei DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 2

Nachdem Medienwissenschaft ihre periphere, parasitäre und produktive Position zu anderen Disziplinen der Geistes- und Kulturwissenschaften zunächst dadurch markierte, dass sie die Materialität der Medien als Aufschreibesysteme, Träger und Transformatoren in den Blick rückte, differenzierten neuere Ansätze das Modell eines »Dazwischen«, eines selbst nicht wahrnehmbaren Diaphanen aus. In der Genealogie der Trancemedien wiederum wurde das Immaterielle einer Funktion oder eines Kräfteverhältnisses in den Blick genommen, das Wahrnehmungseffekte im Verhältnis zu Medieneffekten untersucht, wobei genau die Kluft zwischen beiden konstitutiv für mediale Theorie wäre.

Materialität und Immaterialität des Medialen sind in den Texten des vorliegenden zweiten Heftes der Zeitschrift für Medienwissenschaft keineswegs als Opposition begriffen, sondern als Verhältnis, das Wahrnehmungen generiert – und Wahrnehmungen, die aus der Perspektive von Mediengeschichten wiederum Wissensformationen in Frage stellen. In den Differenzfunktionen von Physis | Psyche, Transzendenz | Immanenz, Präsenz | Absenz, Sinn | Sinnlichkeit, Medium | Form oder einfacher, wie es Aristoteles für die Seele vorschlägt: Schlaf | Wachen, ist es der Schnitt selbst, ein epistemologisches Unding, von dem her sich ein Anfang medientheoretischen Denkens, medialer Historiografie und auch eine Politik und Poetologie der Massenmedien rekonstruieren lässt. Doch mit dem Vergnügen, dass etwas funktioniert, sich überträgt, klappt, geht immer auch die Erfahrung einher, dass etwas unter historischen Dispositiven zusammenklappt.

Die Texte dieses Schwerpunktheftes setzen sich mit jeweils spezifischen Kulturtechniken als medialen Praktiken auseinander: Schreiben als écriture, Klangerzeugung als Schallanalyse, Filmmontage als Erinnerungssynthese, Fernsehen als Sozialisierungswahn, Verstehen als Übertragen und zuletzt: Entwerfen als Singularisierungsverfahren. Die AutorInnen der Texte widmen sich den Dingen, »denen die Anstrengungen des Wissens« (Rheinberger) gilt, und zeigen, als was ihnen zuvor die Anstrengung der Wahrnehmung gelten muss: als Wahrnehmung jenseits symbolischer Matrizen.

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