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Julia Kursell, Armin Schäfer: Kräftespiel
Kräftespiel
(S. 24 – 40)

Julia Kursell, Armin Schäfer

Kräftespiel
Zur Dissymetrie von Schall und Wahrnehmung

PDF, 17 Seiten

Der Beitrag diskutiert das Verhältnis von Akustik, Wahrnehmung und Neuer Musik am Beispiel von Stücken Arnold Schönbergs und Gérard Griseys. Die experimentelle Klangsynthese mit Sinustönen, die Hermann von Helmholtz durchführte, ist der Ausgangspunkt für neue Kompositionsweisen, in denen die physiologische, medientechnische und historische Prägung des Hörens selbst thematisch wird. Die Stücke setzen ein Kräftespiel im Material frei, das mit der Unterscheidung von Klängen und musikalischer Form nicht mehr hinreichend zu beschreiben ist, sondern eine Untersuchung der medientechnisch und experimentell vermittelten Erforschung von Schall und Wahrnehmung erfordert.
  • Gérard Grisey
  • Sound
  • Arnold Schönberg
  • Sonagramm
  • Hermann von Helmholtz

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Julia Kursell

ist Dilthey Fellow an der Fakultät Medien und Associate Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) der Bauhaus-Universität Weimar. Ihre Arbeitsgebiete sind die Geschichte der Hörphysiologie, Psychoakustik und Musikwissenschaft sowie die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin.

Weitere Texte von Julia Kursell bei DIAPHANES

Armin Schäfer

ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Geschichte der Medienkulturen an der FernUniversität in Hagen. Er war zuvor Privatdozent für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Erfurt und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Literatur und Kulturforschung in Berlin und am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Er war außerdem Mitglied der Forschungsgruppe »Kulturen des Wahnsinns. Schwellenphänomene der urbanen Modern (1870–1930). Seine Arbeitsgebiete sind u. a. Lyrik, Literatur des Barock, akustische Medien und Psychiatriegeschichte.

Weitere Texte von Armin Schäfer bei DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 2

Nachdem Medienwissenschaft ihre periphere, parasitäre und produktive Position zu anderen Disziplinen der Geistes- und Kulturwissenschaften zunächst dadurch markierte, dass sie die Materialität der Medien als Aufschreibesysteme, Träger und Transformatoren in den Blick rückte, differenzierten neuere Ansätze das Modell eines »Dazwischen«, eines selbst nicht wahrnehmbaren Diaphanen aus. In der Genealogie der Trancemedien wiederum wurde das Immaterielle einer Funktion oder eines Kräfteverhältnisses in den Blick genommen, das Wahrnehmungseffekte im Verhältnis zu Medieneffekten untersucht, wobei genau die Kluft zwischen beiden konstitutiv für mediale Theorie wäre.

Materialität und Immaterialität des Medialen sind in den Texten des vorliegenden zweiten Heftes der Zeitschrift für Medienwissenschaft keineswegs als Opposition begriffen, sondern als Verhältnis, das Wahrnehmungen generiert – und Wahrnehmungen, die aus der Perspektive von Mediengeschichten wiederum Wissensformationen in Frage stellen. In den Differenzfunktionen von Physis | Psyche, Transzendenz | Immanenz, Präsenz | Absenz, Sinn | Sinnlichkeit, Medium | Form oder einfacher, wie es Aristoteles für die Seele vorschlägt: Schlaf | Wachen, ist es der Schnitt selbst, ein epistemologisches Unding, von dem her sich ein Anfang medientheoretischen Denkens, medialer Historiografie und auch eine Politik und Poetologie der Massenmedien rekonstruieren lässt. Doch mit dem Vergnügen, dass etwas funktioniert, sich überträgt, klappt, geht immer auch die Erfahrung einher, dass etwas unter historischen Dispositiven zusammenklappt.

Die Texte dieses Schwerpunktheftes setzen sich mit jeweils spezifischen Kulturtechniken als medialen Praktiken auseinander: Schreiben als écriture, Klangerzeugung als Schallanalyse, Filmmontage als Erinnerungssynthese, Fernsehen als Sozialisierungswahn, Verstehen als Übertragen und zuletzt: Entwerfen als Singularisierungsverfahren. Die AutorInnen der Texte widmen sich den Dingen, »denen die Anstrengungen des Wissens« (Rheinberger) gilt, und zeigen, als was ihnen zuvor die Anstrengung der Wahrnehmung gelten muss: als Wahrnehmung jenseits symbolischer Matrizen.

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