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Urte Helduser: Poetische Zeugung als Kunstfehler
Poetische Zeugung als Kunstfehler
(S. 57 – 73)

Urte Helduser

Poetische Zeugung als Kunstfehler

PDF, 17 Seiten

Die Rede von der poetischen »Missgeburt« bildet einen Topos literaturästhetischer Diskurse des 17. und 18. Jahrhunderts. Zu einer Missgeburt bzw. einem Monstrum wird ein Werk, wenn sein Autor gegen die poetischen Regeln verstößt, wenn er in Abkehr vom Gebot der Mimesis fantastische Wesen ›erzeugt‹, die lediglich seiner Imagination entspringen, so vor allem durch die künstliche Vermischung von Heterogenem, die bereits Horaz in der Ars poetica kritisiert. Der Beitrag verfolgt diese Metaphorik in Dichtungstheorien und literaturästhetischen Debatten des 18. Jahrhunderts im Verhältnis zum Wissen über »Monstren« und ihre Entstehung. Gezeigt wird, wie die ästhetischen Verschiebungen vom ausgehenden 17. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert – von der Regelpoetik zur Autonomieästhetik – mit dem Zeugungswissen und der Durchsetzung der Epigenese im Austausch stehen. Am Ausgang des 18. Jahrhunderts, so die These, wird die Kritik der literarischen Missgeburten durch eine Ästhetik des Monströsen ersetzt.

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Urte Helduser

ist Akademische Rätin am Institut für Neuere deutsche Literatur an der Philipps-Universität Marburg. Zu ihren Arbeitsgebieten gehören die Literatur- und Medizingeschichte sowie Gender und Disability Studies. Sie arbeitet zurzeit an einer Studie über Monstren in der Literatur des 16. bis 19. Jahrhunderts.

Matthias Krüger (Hg.), Christine Ott (Hg.), ...: Die Biologie der Kreativität

Die Werke von Künstlern und Literaten entstehen aus einer unauflöslichen Spannung zwischen ›Kopf‹ und ›Bauch‹, zwischen Geistigem und Körperlichem. Im Spektrum der Metaphern und Modelle, mit denen künstlerisches Schaffen seit der Antike zu erfassen versucht wird, nimmt das Biologische – die fortwährende Engführung des Kreativen mit dem Kreatürlichen – eine Schlüsselrolle ein: Überall scheinen Werke gezeugt, ausgetragen oder geboren zu werden, sie wachsen, altern, erweisen sich als monströs oder ›degeneriert‹ oder gewinnen ihren ästhetischen Mehrwert erst als ›organisches Lebewesen‹.

Der Band untersucht, wie das Denkmodell einer Biologie der Kreativität unter den Bedingungen der Moderne in Texten und Bildern gedacht und instrumentalisiert werden konnte und welche Relevanz die wissenschaftlichen Veränderungen des 19. und 20. Jahrhunderts in den Naturwissenschaften, der Medizin und Psychologie für Vorstellungen, Beschreibungen und Theorien zu künstlerischer Kreativität hatten.

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