»Würde ich zu schildern beginnen, was mich vor zehn, zwanzig Jahren begeisterte, dann, was in meinem heutigen Leben von Wichtigkeit ist – für den Fall, dies könnte für irgendjemand von Interesse sein –, und würde ich mich daraufhin mit Fragen dieser Art aufhalten, die seit Augustinus ein wenig gealtert sind: »Bin ich der Gleiche geblieben?«, »Habe ich mich verändert?« usw., dann würde ich zweifellos bemerken, dass das vorstellende Spiel der »Ichs« in mir schwerlich neue Beteiligte zugelassen hat, dass es vielmehr Neuverteilungen und Neuanordnungen gab. Die großen neurotischen Schiffe sind weiter unterwegs, aber sie kursieren einem etwas veränderten Codes folgend. Im Arsenal psychischer Kräfte brechen diejenigen mit dem größten Gewicht heute auf andere Art und anderswo herein.«
wurde 1941 in Amsterdam geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Krefeld. Ab 1960 studierte er Philosophie in München, unterbrochen durch einen Aufenthalt in einem israelischen Kibbuz. 1961 trat er als Novize bei den Dominikanern in Frankreich ein und studierte von 1962–69 Theologie im Saulchoir, Essonne, bei Paris, unterbrochen durch einen Studienaufenthalt in Freiburg i. Br. bei Heidegger. 1970 wurde er zum Dominikanerpriester ordiniert, verließ den Orden 1975 jedoch wieder. Seit den frühen siebziger Jahren lebte Schürmann in den USA und wurde 1975 von Hannah Arendt und Hans Jonas an die New School for Social Research in New York berufen. 1993 starb Reiner Schürmann an Aids. Sein umfangreiches philosophisches Werk verfasste Schürmann in französischer Sprache.
»Es wird sich also darum handeln, eine Geschichte der Unterwerfungen nachzuzeichnen, die wir über uns selbst gebracht haben.«