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Vera Wolff: Lackflüsse
Lackflüsse
(S. 257 – 274)

Willi Baumeisters und Oskar Schlemmers japonistische Materialästhetik aus der Lackfabrik, 1937–1944

Vera Wolff

Lackflüsse
Willi Baumeisters und Oskar Schlemmers japonistische Materialästhetik aus der Lackfabrik, 1937–1944

PDF, 18 Seiten

Dieser Beitrag untersucht am Beispiel einer Ästhetik des Prozessualen und Liquiden, die während des Nationalsozialismus in einer Wuppertaler Lackfabrik entwickelt wurde, wie ästhetische, politische, wirtschaftliche und technische Bedingungen die Ikonografie von Materialien bestimmen. Zwischen 1937 und 1944 entwarfen die Maler Willi Baumeister und Oskar Schlemmer, von den Nationalsozialisten mit Berufs- und Lehrverbot belegt, im Auftrage eines Industriellen eine ästhetische Tradition für die traditionslosen synthetischen Lackfarben, die bis ins alte Japan zurückzureichen beanspruchte und deren technische Verwendungszusammenhänge überhöhen sollte. Zugleich ermöglichte die Anonymität dieser Tätigkeit es ihnen, die utopischen Versprechungen einer abstrakten Moderne unter dem Schutzmantel der Materialforschung weiterzuverfolgen. Die Rekonstruktion der kunsttheoretischen und wissenschaftlichen Paradigmen, auf die Baumeister und Schlemmer zurückgreifen konnten, und die Rückschau auf die Hoffnungen, die von ganz unterschiedlichen Seiten mit Stoffen verknüpft wurden, legt die Mechanismen offen, die bei der Konstruktion von Materialbedeutungen wirksam sind.

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Vera Wolff

ist Kunsthistorikerin. Seit November 2011 ist sie Mitarbeiterin des NFS Bildkritik eikones an der Universität Basel und Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Wissenschaftsforschung der ETH Zürich. Zuvor war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin des DFG-Projekts »Archiv zur Erforschung der Materialikonographie« am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg.

Kijan Malte Espahangizi (Hg.), Barbara Orland (Hg.): Stoffe in Bewegung

Alles ist im Fluss – diese antike Weisheit feiert im durchglobalisierten Weltgeschehen fröhliche Urstände. Mobilität und Wandel sind die kategorischen Imperative der Zeit. Auch Stoffe bewegen sich rastlos über den Erdball, ebenso wie durch unsere Körper, werden fortlaufend umgestaltet und konstituieren so die materielle Welt, wie wir sie erleben. Ausgehend von diesem Befund wird eine Wissensgeschichte dieser materiellen Welt anvisiert, die nicht Strukturen, sondern stoffliche Überführungen und Umwandlungen – räumlich, zeitlich und substanziell – ins Zentrum rückt. Ohne der Versuchung zu erliegen, die Physikochemie mit ihrem elementaren Baukastenprinzip der Materie oder theoretische Figurationen aktueller Diskurse – Stoffkreislauf, Zirkulation, Stoffwechsel, Materialfluss – als historische Apriori zu setzen, entwickeln die Beiträge eine von Prozessen und Bewegungen ausgehende Natur- und Kulturgeschichte der materiellen Welt.

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