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Moritz Epple: Zur Notation topologischer Objekte
Zur Notation topologischer Objekte
(S. 119 – 138)

Moritz Epple im Gespräch mit Karin Krauthausen

Moritz Epple

Zur Notation topologischer Objekte
Moritz Epple im Gespräch mit Karin Krauthausen

PDF, 20 Seiten

Die Mathematik des 19. Jahrhunderts erlebt eine Neuausrichtung ihres gesamten Wissensfeldes. Einer der wesentlichen Bereiche, über die diese Entwicklung hin zu einer freien Mathematik vorangetrieben wird, ist die Analysis situs oder Topologie. Die topologischen Gegenstände waren empirische Knoten, Verschlingungen und Wirbel, die jedoch nicht über Größen und Maßangaben im Sinne der cartesianischen Koordinatengeometrie bestimmt wurden, sondern allein über ihre Lageeigenschaften beschrieben werden sollten. Aufgrund dieser neuen, erst zu entwickelnden Bestimmungsmethode stellten die Knoten komplexe und unbekannte Objekte der Erkenntnis dar, an deren Mathematisierung im gesamten 19. Jahrhundert gearbeitet wurde. Wie das Interview mit dem Mathematikhistoriker Moritz Epple zeigt, spielte das Zeichnen und Schreiben eine substantielle Rolle bei der Analyse dieser Objekte, und zwar in zweifacher Hinsicht. Zum einen verschob und veränderte jede Technik der Darstellung das zu untersuchende Objekt, weshalb die Notation topologischer Objekte selbst zum Erkenntnisobjekt wurde. Zum anderen dienten Zeichentechniken und schriftliche Symbolisierungen dem Mathematiker als Anhalt und Training, um jene komplizierten Imaginationstechniken greifbar zu machen, die er bei der Bearbeitung der topologischen Objekte einsetzen musste.

  • Graphismus
  • Zeichnung
  • Wissenschaftsgeschichte
  • Entwurf
  • Schreiben
  • Annotieren

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Deutsch

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Moritz Epple

ist Professor für Wissenschaftsgeschichte und Leiter der Arbeitsgruppe »Wissenschaftsgeschichte« an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Forschungsschwerpunkt zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften seit dem 18. Jahrhundert.

Karin Krauthausen (Hg.), Omar W. Nasim (Hg.): Notieren, Skizzieren

Der dritte Band der Reihe »Wissen im Entwurf« ­beschäftigt sich mit Techniken des Schreibens und Zeichnens in jenen kreativen, herstellenden Zusammenhängen, die gemeinhin unter ›Entwurf‹ gefasst werden. Im Fokus steht also das Er- und Bearbeiten von noch Ungesagtem und Unsichtbarem auf Papier, ein Arbeiten mit Schreib- oder Zeicheninstrumenten in jenem Raum des Vorläufigen, den Notizen und Skizzen eröffnen.

Die Beiträge untersuchen die konkreten Verfahren, die in Notizheften und Skizzenbüchern von Künstlern, Philosophen und Wissenschaftlern zu entdecken sind. Das Entwerfen zeigt sich hier in dem tentativen oder systematischen Durchspielen verschiedener Variationen eines epistemischen Objekts; es zeigt sich als bewusstes Herstellen von ›Unlesbarkeiten‹, um durch diese Störung zu innovativem Formmaterial zu gelangen; es zeigt sich aber auch in der Suche nach neuen operativen Schriften oder Figurationen. Zu beobachten ist in all diesen Fällen, dass das Geschehen auf Papier ein Eigenleben zeitigt, das weder durch die Intentionalität des Schreibenden/Zeichnenden gedeckt ist noch in der Entwicklung auf ein Ziel aufgeht. Die Publikation macht diese eigene – mediale, zuweilen formale, immer aber konditionierende – Qualität an einem Panorama verschiedener Entwurfstechniken sichtbar.