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Markus Stauff: Wahrnehmung und/oder Kommunikation?
Wahrnehmung und/oder Kommunikation?
(S. 146 – 152)

Markus Stauff

Wahrnehmung und/oder Kommunikation?
Neue Literatur zu Sport, Medien, Mediensport

PDF, 7 Seiten

Raymond Boyle, Richard Haynes, Power Play: Sport, the Media, and Popular Culture (2. erw. Auflage), Edinburgh (Edinburgh Univ. Press) 2009.

Eileen Kennedy, Laura Hills, Sport, Media and Society, Oxford, New York (Berg Publishers) 2009.

Tobias Werron, Der Weltsport und sein Publikum: Zur Autonomie und Entstehung des modernen Sports, Weilerswist (Velbrück) 2009. Zeitschrift für Kulturphilosophie, (Schwerpunkt: Brot und Spiele) 4/1, Hamburg (Felix Meiner) 2010.

  • Medienwissenschaft

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Markus Stauff


arbeitet am Department Media Studies der Universität Amsterdam (UvA). Forschungsschwerpunkte: Fernsehtheorie, Cultural Studies, Mediensport.

Weitere Texte von Markus Stauff bei DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 3

Medien zeichnen auf – sie generieren und codieren Daten, machen sie verfügbar für ästhetische Prozesse wie für Prozeduren des Wissens. Aufzeichnen ist ein basaler Vorgang analoger und digitaler Medien, der eine Vielzahl von Verfahren – vom handschriftlichen Notieren bis zum digitalen Recording – umfasst: So sind die Grafien von Licht, Bewegung, Ton in die Bezeichnung der Medien Fotografie, Kinematografie, Phonografie eingegangen. Sie verweisen auf Prozess und Resultat des Aufzeichnens gleichermaßen. In diesem ›Und‹ liegt eine ganze Epistemologie des Medialen begründet: Es umreißt das Vorläufige und Unwägbare, das Zusammenwirken von Intentionalität und Zufall, das jedem
Aufzeichnen innewohnt. Dies provoziert nicht zuletzt Fragen danach, was sich wie eigentlich aufzeichnet. Was genau passiert im Prozess des Aufzeichnens? Inwieweit ist er kontrollierbar? Welche Verfahren, Gesten und Rhetoriken des Aufzeichnens bestimmen das Feld des Medialen? Welches Gewicht können Medientechniken dabei für sich beanspruchen? Und inwieweit hängt die Wertschätzung eines Mediums von seinem Vermögen ab, etwas aufzeichnen zu können? Gleichzeitig sind an das Aufzeichnen enorme Versprechen gekoppelt: auf einen Zugang zur Wirklichkeit, auf eine neue Sicht der Welt, auf Möglichkeiten, dem Vergessen zu entgehen.

Diesen Überlegungen gehen die Beiträge des Schwerpunkts nach. Insgesamt umfassen sie eine historische Spanne von den Gründerjahren der Fotografie bis zu heutigen Aufzeichnungspraktiken. Die verschiedenen Orte und Zeiten, die die einzelnen Beiträge aufsuchen, entwerfen en passant eine Mediengeschichte der Aufzeichnung, die das Nebeneinander und Zueinander verschiedener Techniken und Praktiken dokumentiert. Dass hier also nicht einzelne Verfahren in den Mittelpunkt gestellt werden, hat seinen methodischen Grund darin, dass sich die medialen Arrangements als durch und durch heterogen erweisen: Ausgehend von einem Akteur, einem Werk, einem Gegenstand zeigt nämlich
jeder einzelne der vorliegenden Beiträge, wie analoge und digitale Verfahren, von Hand ausgeführte Praktiken und technische Medien miteinander in Kontakt treten, wie verschiedene Medien- und Kulturtechniken, Gegenstände und Institutionen Allianzen eingehen: Zeichnung und Fotografie, Malerei und Digitalaufnahme, Bibliothek und Mikrofilm, Partitur und Film, Notizblock und Smartphone, Architektur und Wissenschaft. Diese keineswegs erschöpfende Aufzählung gibt einen Eindruck davon, wie sehr die verschiedenen Techniken und Praktiken innerhalb der Mediengeschichte miteinander verstrickt waren und sind – eine Geschichte, die die fragwürdige Unterscheidung zwischen ›alten‹ und ›neuen‹ Medien genauso torpediert wie die Suche nach einer Essenz oder Wahrheit einzelner Medien.

Allen Beiträgen ist gemeinsam, dass sie ihr Augenmerk auf den Akt des Aufzeichnens richten. Außerdem nehmen sie die institutionellen Bedingungen in den Blick und die Widerstände, die sich sowohl aus dem Aufzuzeichnenden als auch den Apparaten und Techniken ergeben, mit denen aufgezeichnet werden soll. Diese drei Aspekte – Prozesshaftigkeit, Widerständigkeit und institutionelle Rahmung – konturieren das spezifisch medienwissenschaftliche Interesse, das die einzelnen Beiträge den verschiedenen Aufzeichnungspraktiken und ihren Resultaten
entgegenbringen.