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Ernst-Christian Steinecke: Evidenz(an)ordnungen
Evidenz(an)ordnungen
(S. 119 – 137)

Ernst-Christian Steinecke

Evidenz(an)ordnungen
Zum Verhältnis von Phänomenologie, Phänomenotechnik und epistemischen Systemen

PDF, 18 Seiten

  • Wissenschaftsgeschichte
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Ernst-Christian Steinecke

studierte Philosophie, Alte Geschichte und Griechische Philologie in Freiburg im Breisgau und ist seit Januar 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Wissenschaftsforschung der ETH Zürich. Sein Dissertationsprojekt trägt den Arbeitstitel Elemente einer Medienarchäologie der Geschichtswissenschaften 1770/1920. Zu seinen Forschungsinteressen zählen die Medien- und Materialiengeschichte wissenschaftlicher Praxisformen, die Universitäts- und die Disziplinengeschichte sowie die historische Anthropologie, insbesondere die Geschichte des Körpers und der Sinneswahrnehmungen.

David Gugerli (Hg.), Michael Hagner (Hg.), ...: Nach Feierabend 2010

Wissen ist niemals unabhängig von den Institutionen, in denen es entsteht. Die Universitäten befinden sich derzeit in einem tiefgreifenden Transformationsprozess, also müsste sich auch das Wissen verändern, das an den Universitäten generiert und vermittelt wird. Noch ist nicht entschieden, in welche Richtung sich die Universitäten angesichts von Globalisierung und steigendem Bedarf der »Wissensgesellschaft« nach akademischer Bildung entwickeln werden, doch die Herausforderungen sind offensichtlich: ein Spagat zwischen vermeintlich international geeichter Exzellenz in der Forschung hier und eine zur schnellen Dienstleistung umgedeutete Lehre dort scheint zu einem tiefen Riss zu führen. Die Konsequenz ist ein Zweiklassensystem der Universitäten, wie es in den USA seit langem existiert: wenige relevante Forschungsuniversitäten, viele namenlose Lehrinstitutionen. Folgt daraus, dass Wissen in einem emphatischen Sinne – wieder einmal – zur Angelegenheit weniger Auserwählter wird? Viel ist über Zukunftsperspektiven von Universitäten angesichts von Bologna, Rankings und h-Faktoren gesagt und geklagt worden, doch zu selten wird die Frage gestellt, was ein Begriff wie etwa »Unternehmerische Universität« sagen will und wie er sich zur universitären Realität verhält. Welche Bedeutung hat das Wissen jenseits von unmittelbarer Anwendung und Messbarkeit, und was heißt es konkret, wenn eine wissenschaftliche Arbeit häufig oder weniger häufig zitiert wird? Worin besteht die Rolle des Wissenschaftlers und Gelehrten in der Öffentlichkeit jenseits von marktorientierter Selbstdarstellung, und können Universitätssammlungen, die vor allem auf die Vergangenheit verweisen, dazu beitragen, die Identität einer Universität zu formen? Solche Fragen mögen dem Traum von einer unbedingten Universität vorgelagert sein, doch wenn die Denkräume neu ausgestattet werden sollen – und dafür spricht Einiges –, geht es zunächst darum, die Bestände zu sichten und zu ordnen.