Der zentrale Gegenstand und gleichzeitig das Subjekt dieses Buches ist Ludwig XIV.: der König als unbeschränkter Monarch – oder vielmehr der, der sich als solcher repräsentiert. Wie das Phantasma eines einzigen Körpers des Fürsten sich begründet, wie die symbolische Gewalt seines Eigennamens sich ausübt, zeigt Louis Marin, indem er das aus einer langen religiösen und juridischen Tradition des Reichs und der Kirche überkommene theologische Modell des eucharistischen Körpers auf so verschiedene Objekte anwendet wie die offizielle Geschichte, das Königslob, die Medaille des Fürsten oder seine Unterhaltungen. Entlang von Pascals Reflexionen über das Verhältnis zwischen Gewalt und Gerechtigkeit weist Marin auf, wie dieses Modell eben das, was es begründen und legitimieren will, in Frage stellt: Wenn der König einzig in repräsentativer Form real präsent ist, findet er das Absolute seiner Macht nur, indem er zu seinem eigenen Bild wird, indem er seinen Namen signiert.
»Ist das Bild des Königs nicht selbst schon ein Pleonasmus? Und ist nicht der König ohnehin nichts anderes als sein eigenes Bild? Ist er anderes als der Repräsentationseffekt, der ihn gerade eben zum König macht?« Michel Thévoz, Le Monde