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Philippe P. Haensler: Ursprung der Theorie

Philippe P. Haensler

Ursprung der Theorie
Übersetzungsgeschichte eines Zwangs (Husserl, Freud, Benjamin)

Broschur, 224 Seiten

Erscheint am 16.09.2024

Ist es Zufall, dass drei der wichtigsten (Vor-)Denker dessen, was heute ›französische Theorie‹ heißt, auch Übersetzer waren? Emmanuel Levinas, Paul Ricœur und Jacques Derrida: Bei allen drei findet sich am Anfang der schriftstellerischen Karriere eine eigenhändig angefertigte französische Übertragung – zu ein und demselben deutschsprachigen Autor, Edmund Husserl. Das vorliegende Buch widmet sich zum ersten Mal eigens diesem geteilten anderen, translatorischen Ursprung der französischen Nachkriegsphilosophie – und zeigt in minutiösen vergleichenden Lektüren auf, wie der Blick auf die ›Übersetzung‹ in diesem Fall zu einem grundlegend neuen Verständnis auch des ›Originals‹ führen muss. So, über den (Um-)Weg seiner Rezeptionsgeschichte, stoßen die Leser:innen bei Husserl denn auf erstaunliche und erstaunlich tiefe Übereinstimmungen mit zwei seiner Zeitgenossen, Sigmund Freud und Walter Benjamin, nehmen Teil an einem Gespräch zwischen drei ganz (und gar nicht) verschiedenen Texturen. Es ist ein geteiltes Nachdenken darüber, was das, ›Denken‹, überhaupt ist und was seine (psychischen Ab-)Gründe; darüber, dass ihr Fortleben in ›Übertragungen‹ einer Philosophie nicht Akzidens ist, sondern solches Fortleben – und also Fort-Sein der Muttersprache – als notwendige Reaktion auf ein ursprüngliches Trauma, auf den traumatischen Ursprung jedweder philosophischen Betätigung gelesen werden will. Dieser andere Ursprung, die wahre Mutter des Theoretisierens ist bei Husserl, via Frankreich mit Freud und Benjamin enggeführt, die Zwangsneurose, die nichts mehr liebt als die Wiederholung.

 

In seinem neuartigen Zugriff auf Husserl (und seine Übersetzer:innen), Freud und Benjamin liefert Philippe P. Haensler einerseits entscheidende neue Impulse zur Erschließung dieser Autoren und ihres in der Forschung bislang erst in Ansätzen aufgearbeiteten Verhältnisses, andererseits leistet er einen produktiven Beitrag zu aktuellen (Grundlagen-)Debatten über den Sinn und die Möglichkeiten von ›Theoriegeschichte‹ und ihrer ›-schreibung‹.

  • Übersetzungstheorie
  • Psychoanalyse
  • Literaturwissenschaft
  • Phänomenologie

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Philippe P. Haensler

studierte Philosophie, Neuere Deutsche Literatur und Komparatistik in Heidelberg und Zürich. Seit 2016 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Zürich (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft); daneben arbeitet er als freier wissenschaftlicher Übersetzer. 
Jüngste Publikationen: »Stealing Styles. Goldsmith and ­Derrida, Place and Cixous«, in: Orbis Litterarum 74:3 (2019), S. 173–190; ­»Poetik der Anstiftung. Zum Verhältnis von Schreibhemmung und Übersetzung nach Freud und Merleau-Ponty«, in: Marco Baschera, Pietro De Marchi und Sandro Zanetti (Hg.): Zwischen den Sprachen / Entre les langues. Mehrsprachigkeit, Übersetzung, Öffnung der Sprachen / Plurilinguisme, traduction, ouverture des langues, Bielefeld 2019, S. 121–152; Übersetzung aus dem Französischen (zusammen mit Sebastien Fanzun): Emmanuel Levinas: Husserls Theorie der Anschauung, Wien 2019.
Weitere Texte von Philippe P. Haensler bei DIAPHANES
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