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Fabio Ciaramelli: Die ungedachte Vermittlung
Die ungedachte Vermittlung
(S. 75 – 86)

Fabio Ciaramelli

Die ungedachte Vermittlung

Übersetzt von Pascal Delhom

PDF, 12 Seiten

Ein zentrales Element der Philosophie Levinas’, das besonders in seinem zweiten Hauptwerk Jenseits des Seins in seiner ganzen Radikalität zur Sprache kommt, ist die unbedingte Verantwortung. Allerdings darf es nicht dabei bleiben. Die Radikalität der ethischen Sprache darf nicht die Welt, das Leben der anderen Menschen in der Welt und unter den Bedingungen der Welt vergessen lassen. In diesem Sinne betont Fabio Ciaramelli in seinem Beitrag zu diesem Band die Unmöglichkeit einer unmittelbaren Beziehung zwischen den Menschen in der Welt und entsprechend die Notwendigkeit einer Vermittlung zwischen der Welt und der ethischen Beziehung, die selber als ursprüngliche Vermittlung in der Sprache verstanden werden kann. Umgekehrt betont auch Levinas im Vorwort von Jenseits des Seins, dass »die in der Welt immanente Praxis und das der Welt immanente Wissen« aus der Ethik der Verantwortung und im Sinne der Verantwortung abgeleitet werden müssen, und zwar nicht aufgrund der Notwendigkeiten der Welt, sondern aufgrund des Verlangens der Ethik selbst.

  • Politik
  • Alterität
  • Levinas
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Fabio Ciaramelli

ist Professor für Philosophie an der Università di Napoli Federico II.

Pascal Delhom (Hg.), Alfred Hirsch (Hg.): Im Angesicht der Anderen
Gibt es eine Beziehung zwischen Ethik und Politik? Emmanuel Levinas gibt eine so eindeutige wie ungewöhnliche Antwort: Die Politik mag ihre Notwendigkeit dem Problem der Gewalt zwischen den Menschen entnehmen, ihre Legitimität findet sie nur im Verweis auf eine Ethik der absoluten Verantwortung für den Anderen. Dabei scheint die Levinas’sche Ethik meistens sehr fern von aller politischen Sorge. Der Andere ist keine Kategorie des Seins, er gehört nicht zur Welt, sondern ruft von jenseits des Seins und stört die Ordnung der Welt und des Lebens. Die Ethik führt jedoch zur Politik, die wiederum nur in der Ethik ihre Legitimität finden kann. Die Beiträge des Bandes stellen diese in Deutschland noch zu wenig beachtete Dimension der Philosophie Levinas’ dar und setzen sich kritisch mit ihr auseinander. Gemeinsam ist ihnen, dass sie deren Relevanz für das Denken des Politischen im allgemeinen sowie für die sehr aktuellen Diskussionen über die Menschenrechte, die Gerechtigkeit und die Legitimität der Demokratie anerkennen.