Das modernistische Diktum Less is More hat auch heute nichts von seiner Attraktivität verloren, auch wenn es immer mehr mit der kapitalistischen Forderung More for Less zu verschwimmen scheint. Die Kritik an der Verschwendung finanzieller, ökologischer und sozialer Ressourcen ist so zum moralischen Paradigma der Schuld und der »zynischen Feier des Ethos der Austerität« geworden, die insbesondere jenen, die ohnehin wenig haben, Sparsamkeit und Verzicht verordnet.
In seinem brillanten Essay kritisiert Architekt und Theoretiker Pier Vittorio Aureli Ästhetisierungen der Askese, die »Austerity-Chic« zu Lifestyle, Calvin-Klein-Stores zu Klöstern der Moderne, Steve Jobs zum Inbegriff mönchischen Lebens, und Minimalismus zum neuesten Konsum-Trend fetischisieren.
Aureli fordert uns auf, Weniger weder unter dem Paradigma von Verlust und Schulden noch unter dem Anspruch von Wachstum und Steigerung zu betrachten und stattdessen entlang des Mottos Weniger ist genug alternative und kritische, kollektive und soziale Wendungen der Erfüllung jenseits von Besitz und Produktivität zu erforschen.