Verwendung von Freud setzt sich mit dem umstrittenen und ungeklärten Status der psychoanalytischen Klassik in feministischen, queeren und postkolonialen Studien auseinander. Die Berufung auf den unkommentierten Originaltext Freuds ist Basis für den Versuch, die Psychoanalyse differenziert und wissenshistorisch einzuordnen.
Methodisch werden zeitgenössische Freudkritiken, die mitunter auf ähnliche Weise wiederholte Verdikte verhängen, mit Formulierungen Freuds abgeglichen. Anhand einer genauen Betrachtung wird beurteilt inwieweit Freuds Status als homophober oder antisemitischer Rassist mindestens berechtigt ist oder inwiefern diese Kritiken nicht vielmehr auf verkürzenden Fehllektüren beruhen.
Die Studie zeigt, dass angesichts seiner paradoxen rhetorischen Strategien die Gleichsetzung des Textes mit männlich-heterosexuellen und weiß-suprematistischen Herrschaftsdiskursen aufgelöst und diese Bewertung der klassischen Psychoanalyse bei genauerer Lektüre auf den Kopf gestellt werden kann. Zudem wird deutlich, dass die feministische Theorietradition, welche auf den »Weiblichkeitsstreit« der 1920er Jahre zurückgeht, in der etablierten Psychoanalyse nicht ausreichend gewürdigt worden ist. Diese Tradition hat sich zum Ziel gesetzt die durchweg problematischen und (pseudo-)analytischen Setzungen Freuds zur sexuellen Differenz grundlegend zu überwinden.