Wie macht man Filme gegen den Kapitalismus? Im Zentrum dieses Buches steht die These, dass dem »gesellschaftlichen Verhältnis« (Marx) des Kapitals ein historisches Darstellungsproblem innewohnt, das jede künstlerische Repräsentation oder Kritik ökonomischer und sozialer Wirklichkeit vor spezifische Herausforderungen stellt. Die Kritik der politischen Ökonomie bestimmt den Kapitalismus als dynamischen und notwendig krisenhaften gesellschaftlichen Zusammenhang, der sich kognitivem Wissen und empirischer Erfahrbarkeit strukturell entzieht. Als gesellschaftliches Verhältnis ist das Kapital unsichtbar und damit der ästhetischen Darstellung nicht einfach zugänglich.
Melanie Gilligans zwischen 2008 und 2022 entstandene Videoarbeiten stellen diese Hypothese auf die Probe. Gilligans Werk, in dem marxistische Theorie auf zeitgenössische Fernsehästhetik trifft, wird erstmalig einer ausführlichen Analyse unterzogen. Unter Rückgriff auf kunstwissenschaftliche, sozialtheoretische, ökonomie- und medienhistorische sowie ästhetische Methoden und Ansätze wird das Werk als Übersetzung der Kritik der politischen Ökonomie in das Medium der Kunst gedeutet. Auch wenn das Kapital selbst nicht darstellbar ist, lässt sich doch seine Undarstellbarkeit reflektieren und künstlerisch bearbeiten.