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Dies ist keine Zeit für Fakten

A.K. Kaiza

Eine kommentierte Geschichte Wakandas

Übersetzt von Damian Christinger

Veröffentlicht am 09.04.2018

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Im südlichen Uganda ist eine politische Geschichte aus der Mitte des 18. Jh., in der Prinz Ssemakokiro Wasajja einen Attentatsplan gegen seinen Bruder, den König Jjunju Ssendegeya aufdeckt und die Verschwörer tötet, um seinen Bruder zu retten, weitum bekannt.

Der Topos der Geschichte ist ein umgekehrtes Kain und Abel-Motiv, bei dem die Liebe über die Rivalität siegt, denn Prinz Ssemakokiro ist der wachsame Hüter seines Bruders Jjunju. Den jedoch, wie ein Menetekel dessen, was passiert wäre, wenn Kain Abel hätte leben lassen, lüstet es nach der schwangeren Frau von Ssemakokiro. Diesem ist wohl bewusst, was passiert, wenn es dem König nach der eigenen Frau verlangt, und so flieht er. Im Exil sammelt er eine Armee und erobert den Thron seines Bruders, den er zuvor gegen seinen anderen Bruder verteidigt hatte.

Ssemakokiro, ein Zeitgenosse von Napoleon Bonaparte, regierte in der Folge im Königreich Buganda, nördlich des Viktoriasees, und ging als langjähriger Reformer und Innovator in die Erzählungen der Nachwelt ein. Brachte er doch ins Reich, was in der Neuzeit als autonome staatliche Behörden, Abteilungen oder Ministerien gelten mag – Innovationen, die das Königreich lange Zeit prägten. Seine Geschichte beginnt gut: Der Prinz, der widerwillig – aus dem Motiv, die Ehre seiner Frau zu verteidigen – den Thron besteigt. Dennoch gilt es den Thron für die Nachkommen zu sichern. Jjunjus überlebende Anhänger werden getötet. Am Ostufer des Viktoriasees, im heutigen Westkenia, eine mehrtägige Kanufahrt vom Buganda des 18. Jahrhunderts entfernt, wird heute noch die Geschichte der Vorfahren erzählt, die vor sieben Generationen durch den Sturz des Königs Jjunju fliehen mussten. Sie gingen, um niemals zurückzukehren, um neue Sprachen zu lernen, um neue Menschen zu werden.

Ssemakokiros Nachfolger, König Kamanya, ging noch einen Schritt weiter, als er die Götter selbst konfrontierte. Er ordnete an, dass die Kanus vom See zum Nil gebracht werden, um Expeditionen zu unternehmen und das Reich zu vergrößern. Vergebliche Proteste seiner Untertanen haben den eigensinnigen König nicht beeinflusst. Die Kanus wurden aus dem See geschleppt und zum Nil getragen, ein Akt, der zum Ende der Herrschaft Kamanyas im Jahre 1830 geführt haben soll.

Denn die alte Überlieferung besagt, dass das Herausnehmen der Kanus aus dem See den Gott des Wassers, Mukasa, körperlich auf das Festland schleppe, wofür der Täter bestraft werden muss. Die Tat des Königs konnte also nur von schlechten Ratschlägen herrühren, woraufhin seine Kanzler hingerichtet wurden. Allerdings starb auch der König selbst kurz darauf.


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A.K. Kaiza

A.K. Kaiza ist ein ugandischer Autor und Journalist, der seit zwei Jahrzehnten in der Medien-, Kunst- und Kulturszene Ostafrikas tätig ist. Er lebt und arbeitet in Uganda und Kenia und hat zahlreiche Beiträge zur afrikanischen Literatur und Kunst veröffentlicht.
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