Mit dem Entstehen der Autonomieästhetik finden sich im späten 18. Jahrhundert die vorherrschenden Konzepte von menschlicher Arbeit, von Nichtarbeit (wie Muße, Müßiggang, Faulheit etc.) und von Ästhetik (bzw. Kunst) unhintergehbar miteinander verbunden: Wo die neuzeitliche Arbeit ihrem Anspruch nicht gerecht wird, eigenständige Werke zu produzieren und damit letztlich auch eine Autonomie der Arbeitenden zu bezeugen, da wandert dieser Anspruch in die ästhetische Sphäre aus. Offen bleibt, ob es sich bei Kunstwerken, ihrer Produktion und ihrer Rezeption um eine Befreiung der Arbeit zu sich selbst oder um eine Befreiung der Arbeit von sich – etwa zu Müßiggang oder Muße – handeln soll. Oder ob gar eine regressive Faulheit den Anspruch der neuzeitlichen Arbeit endgültig auszuhöhlen droht.
Diese Studie rekonstruiert und analysiert die semantischen Ordnungen, die Erzählmuster und die Figuren, über welche dieses Wechselverhältnis vom 17. Jahrhundert an bis in die Gegenwart verhandelt wird: anhand der narrativen Modelle und Strategien theoretischer Texte, anhand der Arten und Weisen, mit denen literarische Texte die Diskurse über Arbeit, Nichtarbeit und Ästhetik aufnehmen und transformieren – und nicht zuletzt anhand der Selbstinszenierungen, mit denen literarische Texte ihre eigene Hervorbringung als der Seite der Arbeit oder der Nichtarbeit zugehörig stilisieren.