Was passiert, wenn ein Medium nicht funktioniert, nicht mehr im Hintergrund seinen scheinbar stets gefälligen Dienst verrichtet? Das Rauschen im Fernseher, das Knacken in der Leitung, die Schlieren auf der Photographie: Störungen rücken das Medium selbst in den Blick, indem sie sich der Wahrnehmung insistierend aufdrängen. Ist die Gegenwendigkeit der Störung aber nur als tunlichst zu Vermeidendes, als ein der Dynamik von Medialität vollkommen Heterogenes zu verstehen? Sind Störungen im medialen Vollzug etwas »Abnormales«, dessen man sich nur zu entledigen hätte, um »zu den Sachen selbst« zu gelangen? Oder sind sie vielmehr eine der Medialität konstitutiv eingeschriebene Bedingung ihrer Möglichkeit?
In der Störung zeigt sich eine Materialität der Kommunikation, die Präsenz eines Mediums, die nicht mit Stoff oder Substanz verwechselt werden kann, da sie nicht in dinghafter Anwesenheit aufgeht. Ihr Modus ist vielmehr die paradoxe Anwesenheit in der Abwesenheit, Vollzug im Entzug — und an diesem Punkt zeigen sich Begriff und Phänomen der Störung als zentral für eine Theorie der Präsenz.
Markus Rautzenberg gibt auf die Frage, wie Präsenz und Materialität auf eine nicht-naturalistische Weise gedacht werden können, mit der Positivierung des Begriffs der Störung eine Antwort. Dieser Ansatz eröffnet eine noch wenig beachtete Perspektive sowohl auf Medien- als auch auf Zeichenprozesse und legt das Augenmerk auf jene Bruchstellen von aisthesis und semiosis, die sich der Ebene des Sinns und der Bedeutung nicht subordinieren.