Die Kunst war immer ein Schauplatz von Kämpfen: ihre Gestalten obskur, ihre Freiheit reine Fiktion. Auch derzeit wird der Raum wieder neu vermessen. Während die Identitäten verschwimmen, wird das Terrain aufgerissen. Alte und neue Kräfte mischen sich ein, spekulieren in vielerlei Namen, fordern ihren Anteil am Sichtbaren und Unsichtbaren – den verfemten Teil. Was die einen ignorieren, müssen andere löschen. Was nicht gezeigt werden soll, liest sich in tieferem Schwarz unter härterem Licht.
Geblendet, geködert, gefangen in feinmaschigen Netzen: unsere Blicke ähneln gezähmten Tieren, erst wild, dann wund, nicht selten stumpf: überreizte, müde, und doch sehr begehrte Bestien. Aber wer dressiert sie? Cyborgs? Bots? Avatare? Eine neue Masse, der wir angehören? Als ob es Milliarden Identitäten gäbe, und hinter diesen, hochgeladen, eine Welt. Denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht.
Andrea Éva Győri traumatisiert Äpfel und Zitronen. Alexander García Düttmann benennt den Moralismus der Form. Jenseits des Lustprinzips provoziert Wong Ping mit wahren Geschichten. Ashley Hans Scheirl setzt das Außerhalb ihrer Szene in Szene. Lars von Trier sucht den Kaspar Hauser des Kinos. Uma Thurmans Gesicht wird verletzlich. Elena Dorfman erblickt den Ursprung der Welt im Uncanny Valley.