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Cathrin Klingsöhr-Leroy: »Die Bäume zeigten ihre Ringe, die Tiere ihre Adern«. Franz Marc folgt der Spur des heiligen Julian
»Die Bäume zeigten ihre Ringe, die Tiere ihre Adern«. Franz Marc folgt der Spur des heiligen Julian
(S. 11 – 40)

Cathrin Klingsöhr-Leroy

»Die Bäume zeigten ihre Ringe, die Tiere ihre Adern«. Franz Marc folgt der Spur des heiligen Julian

Aus: Krieg als Opfer?. Franz Marc illustriert Gustave Flauberts »Legende des Heiligen Julian«, S. 11 – 40

  • Expressionismus
  • Franz Marc
  • Gustav Flaubert
  • Erster Weltkrieg
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Cathrin Klingsöhr-Leroy

studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Deutsche Literaturwissenschaft in Regensburg, Bonn und Paris bei Jörg Träger, Bernard Dorival, Antoine Schnapper und Justus Müller Hofstede. Sie promovierte 1987 an der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universität in Bonn mit einer Disseration über »Das französische Künstlerbildnis des Grand Siècle.« Nach einem Postdoktorandenstipendium der DFG absolvierte sie das Volontariat der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München in der Staatlichen Graphischen Sammlung, dem Bayerischen Nationalmuseum und den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Von 1991 bis 1993 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (Pinakothek der Moderne), ab 1993 Kuratorin der Fritz-Winter-Stiftung bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Seit 2010 leitet sie das Franz Marc Museums in Kochel a. See als Direktorin und Geschäftsführerin der Franz Marc Museumsgesellschaft. Ihre Ausstellungen und Publikationen sind der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts gewidmet. Weitere Informationen: https://franz-marc-museum.de/startseite/klingsoehr-leroy/
Cathrin Klingsöhr-Leroy, Barbara Vinken: Krieg als Opfer?

Zum ersten Mal ist in diesem Buch Flauberts »La légende de saint Julien l’hospitalier« mit den Illustrationen Franz Marcs zusammengebracht. Schon früh lassen sich Spuren der Lektüre in Marcs Werk ausmachen. Die 1908 entstandene Lithografie des Rehs, das im Pfeilhagel stirbt, ist durch die berühmte Jagdszene der Novelle inspiriert. Seit 1913 befasste Marc sich wieder mit Flauberts Text in der Absicht, ihn zu illustrieren. In einem Skizzenbuch fertigte er Zeichnungen und Aquarelle, die er mit dem Entwurf für das Gemälde »Tierschicksale« abschloss.

 

Für Franz Marc war die Lektüre von Flauberts Legende zentral. Sie grundierte seinen Blick auf die Welt. Marc überlagert die Figur des Flaubert’schen Jägers durch die des Kriegers und stellt Jagd, Apokalypse und Krieg in einen direkten Zusammenhang. Die Legende mit ihrer kosmischen Abschlachterei, über der ein blutroter Himmel aufgeht, wurde für Marc schon vor dem Ersten Weltkrieg zur Folie, auf der er den Krieg als ein Blutopfer zur Reinigung Europas und der Menschheit interpretierte.