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Peter J. Schneemann: Der Entwurf des Rezipienten als politische Geste des Künstlers
Der Entwurf des Rezipienten als politische Geste des Künstlers
(S. 89 – 110)

Peter J. Schneemann

Der Entwurf des Rezipienten als politische Geste des Künstlers

PDF, 22 Seiten

Peter Schneemanns Text befragt ausgehend vom Rezipienten wie dieser selbst in zahlreichen jüngeren interaktionistischen künstlerischen Arbeiten als Teil der politischen Agenda eingesetzt wird. Seine kritische Befragung dieser Konstellation zielt allem voran auf die Beziehung dieses Austauschs zwischen meist ungleichen Partnern. An ausgewählten Beispielen wie etwa Artur Żmijewskis Videoarbeit Them (2007) oder Marina Abramovics The Artist is Present (2012) zeigt Schneemann auf, wie entgegen der postulierten Absicht eines unkonventionellen und hierarchiefreien Zusammentreffens in vielen Fällen die künstlerische Geste sehr direktiv und infolge dessen auch autoritär angelegt ist. Die beabsichtigte Ermächtigung des Zuschauers wird dabei angesichts der bestehenden Machkonstellationen, innerhalb welcher dieser emanzipative Akt vorgenommen werden soll, zur Farce, deren angepeilte Effekte sich ins Gegenteil wenden. Damit rückt die Idee des  »Wirkungsanspruches« dieser Arbeiten, der sich gleichsam am Publikum zu exemplifizieren hätte, als nur scheinbar ausgangsoffene, aber zumindest verhandelbare Kategorie ins Zentrum der Debatte.

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Peter J. Schneemann

ist Kunsthistoriker und  Direktor der Abteilung für Kunstgeschichte der Moderne und Gegenwart an der Universität Bern. Nach seiner Assistentenstelle bei Professor Oskar Bätschmann erhielt er 2001 die Thannhauser Stiftungsprofessur für Kunst der Gegenwart an der Universität Bern. Gegenwärtig arbeitet er an Forschungsprojekten zur Kunstbetrachtung und zum Innenraum in der Zeitgenössischen Kunst.

Weitere Texte von Peter J. Schneemann bei DIAPHANES
Rachel Mader (Hg.): Radikal ambivalent

Wie ist das Verhältnis zwischen Kunst und Politik heute? Erzielt engagierte Kunstproduktion Wirkungen im öffentlichen, politischen Raum? Wie ist es um die Lesbarkeit von visuellen Botschaften in Kunst und Kultur bestellt? In jüngster Zeit treten zunehmend mehrdeutige und unentschiedene Codes und Zeichen an die Stelle einer klaren und deutlichen Bildsprache. Während die einen dafür die Komplexität der Inhalte und Vielfalt der Formen verantwortlich machen, interpretieren andere dies als politische Strategie der Verweigerung gegenüber einer Instrumentalisierung. Der Tenor der Kunstkritik ging in den letzten Jahren sogar so weit, die Uneindeutigkeit zum Qualitätsmerkmal gehaltvoller Kunst schlechthin zu erheben. Die in dieser Publikation versammelten Aufsätze hinterfragen das Phänomen »Ambivalenz« aus kritischer Perspektive und untersuchen seine Mechanismen und gesellschaftlichen Funktionen.